Home

@ Info

© Urheber

 
 


Rocky Mountain-Nationalpark, Colorado




Vergrößerung (100kB)

Hasenspuren am winterlichen Sheep Lake im Horseshoe Park.

Dach des Kontinents oder gar der Welt wird der Abschnitt in der mehrere tausend Kilometer langen Rocky Mountains-Gebirgskette, den der hochgelegene Nationalpark im Bundesstaate Colorado einnimmt, manchmal genannt. Der Park umfaßt über 70 Dreieinhalb- und Viertausender. Der höchste Gipfel ist der 4345 m hohe Longs Peak. Eine aussichtsreiche Paßstraße endet auf über 3700 m Höhe. Die Waldgrenze liegt bei 3400 m Höhe und somit überdurchschnittlich hoch. Die Gebirgsformen sind wider Erwarten rundlich und erinnern eher an Hügel als an Dreitausender. Das erdgeschichtlich junge Gebirge besteht aus zum Teil sehr altem, vorwiegend magmatischem und metamorphem Gestein. Die jüngeren Sedimente sind größtenteils abgetragen. Die Eiszeitgletscher haben ihre charakteristischen Spuren hinterlassen. Der Sommer ist hier wegen der klimatischen Verhältnisse in diesen Höhenlagen kurz. Die zahllosen Wildblumen überall im Park nutzen die Zeit zum Blühen und Reifen. Meistens sind die Wiesen bereits während der Schneeschmelze blumenübersät. Besonders reizvoll präsentiert sich der Park im Herbst, wenn die Espen goldgelb verfärbt sind und die Tiere, insbesondere die Wapiti-Hirsche, zur Überwinterung ins Tal migrieren. Auch ist die Besucherzahl in dieser Jahreszeit spürbar kleiner. Die vielen verschiedenen Wanderwege eignen sich gut für das Beobachten und Erleben der Tier- und Pflanzenwelt dieses Gebirgs- und Wildnisparkes. Für Bergsteiger sind die große Auswahl an hohen Bergen und ihre weitgehende Unberührtheit ein starker Anreiz.

Geschichte

Archäologische Funde und Klimastudien seit dem Ende der Eiszeit vor rund 10'000 Jahren in Nordamerika lassen den Schluß zu, daß vor etwa 7500 bis 5800 Jahren das Parkgebiet Lebensraum steinzeitlicher Jäger und Sammler war. Die Menschen dürften sich zumindest während des Sommers in den fruchtbaren Gebirgstälern aufgehalten haben. Das Klima war bedeutend milder als in den darauffolgenden Jahrtausenden. Die klimatische Abkühlung veranlaßte die Menschen, den zunehmend unwirtlicher werdenden Gebirgsregionen fern zu bleiben. Zur Zeit der Entdeckung der Gegend durch die Europäer zu Beginn des 18. Jahrhunderts jagten auf den Hochtälern des Parkes und im benachbarten Estes Park Arapahos. Uralte Pfade, die zum Teil mit heutigen Wanderwegen oder der Parkstraßen zusammenfallen, sind Relikte aus jener Zeit.
Die Arapaho lebten bereits in der Reservation in Wyoming, als 1859 Joel Estes, ein erfolgreicher Goldsucher, der seinen Goldsegen in eine Farm investieren wollte, erstmals jenes voralpine Weideland sah, das er 1863 in Besitz nehmen würde und das nach ihm benannt ist: Estes Park. Mit dem Begriff 'Park' bezeichneten die Pioniere Bergwiesen und Alpweiden mit lockerem Baumbestand. Estes Park wurde zum Ausgangsort für Wanderungen in das spätere Parkgebiet und insbesondere für die Besteigung des Longs Peak, den der kriegsversehrte (einarmige) Flußforscher und Begründer des US Geological Survey, John Wesley Powell, 1868 als erster Weißer begangen hatte. Um die Jahrhundertwende wurden in Estes Park die ersten Hotels gebaut; 1906 das Longs Peak Inn des Enos Adijah Mills. Der Bergführer und Naturfreund Mills war einer der Hauptinitiatoren des Nationalparkprojekts, das 1915 durch Kongressentscheid verwirklicht wurde. 

Geologie

Den Kern des nordamerikanischen Kontinents bildet der kanadische Schild, ein stabiler Festlandkern aus Gesteinen, die seit dem Präkambrium kaum mehr verändert worden sind. Seit dem Rückgang der Eiszeitgletscher - oder bereits seit dem Präkambrium? - hebt sich der Schild als Folge der Entlastung, so daß das alte Schildgestein im Kern des Schildes weitgehend frei ist von namhaften Sedimenten. Der Rand des Schildes reicht gegen Westen und Süden hin weit unter die flach gelagerten innerkontinentalen, phanerozoischen Deckschichten und bildet die sogenannte Kontinentale Plattform. Die Rocky Mountains, ein klassisches Überschiebungsgebirge, ziehen sich am Westrand der Plattform hin.
Der Krustenanwachs an den westlichen Schildrand erfolgte im wesentlichen durch die Anlagerung von Minikontinenten und vulkanischen Inselbögen, die entlang dem Pazifikrücken entstanden sind und gegen den Schild geschoben wurden. Die Akkretionen waren begleitet von Gebirgsbildungen, Vulkanismus, Abtragung, Absinken unter Meeresniveau etc
Die Gebirge des Parkes bestehen aus rund 1,8 Mia Jahre alten Sedimenten und metamorphen Gesteinen wie Gneis und metamorphem Schiefer sowie aus jüngerem Granit, nebst kontinentalen und maritimen Ablagerungen.
Entstanden sind die südlichen Rocky Mountains, zu denen das Parkgebiet gehört, während der laramidischen Orogenese (Gebirgsbildung) vor 80 bis 40 Mio Jahren, anschließend an die weiter westlich erfolgte Columbia-Sevier-Orogenese (144-80 Mio). Die Gebirgsbildungen bewirkten plattentektonische Vorgänge (Subduktion und Kollision) im Bereich der nordamerikanischen Westküste: Durch den Druck im Westen und den Widerstand an der starren Kontinentalen Plattform im Osten wurden die lokalen Deckschichten gestaucht, gefaltet, überschoben und verworfen. Dadurch gelangte uraltes Gestein nach oben und bis an die Oberfläche. Die Orogenese war von unter- und überirdischem Vulkanismus begleitet. Die Erosion wurde beschleunigt: Die Flüsse wurden schneller und schnitten tiefe Täler in die sich hebenden Gesteinsschichten und legten verschiedenenorts altes Gestein frei. Die Eiszeitgletscher, die sich in den vergangenen 2 Mio Jahren über das Gelände hinweggewälzt haben, hinterließen die charakteristischen Spuren: Trogtäler, Moränenhügel und zahllose Firn- und Gletscherseen.

Tierwelt

Wapiti-Hirsch (elk)

Die noch immer weitgehend unberührte Bergwelt der Rocky Mountains bietet einigen großen Säugetieren idealen Lebensraum. Zum klassischen Bild des Felsengebirges gehören zweifellos Dickhornschafe und Wapiti-Hirsche, die beide hier verbreitet sind. Verbreitet sind auch Maultierhirsche. Das Parkgelände gehört ferner zu den südlichsten Verbreitungsgebieten des Grizzlybären, der als Einzelgänger ein großes Revier beansprucht und daher nur in geringer Zahl und zudem nur in sehr abgelegenen Parkteilen vorkommt. Auch einige Schwarzbären sind hier heimisch, die ebenfalls sehr selten gesichtet werden. Um so stärker vertreten sind mittlergroße und vor allem kleine Säuger wie Erd- und Baumhörnchen, Pfeifhasen oder Pikas, Schneehasen, Murmeltiere, Biber und Marder. Etwas weniger zahlreich sind die scheuen, nachtaktiven Kojoten, Füchse und Rotluchse (bobcat).
Von den 256 bisher im Park festgestellten Vogelarten sind etwa 160 regelmäßige Teil- oder Ganzjahresbewohner. Häufig beobachtet werden Spechte, Häher, Raben, Tyrannen (flycatcher), Schwalben, Wanderdrosseln (robin), Junkos, Schwarzstärlinge (blackbirds), Wasseramseln und verschiedene Greifvögel. 

Pflanzenwelt

Der Park weist 3 Vegetationszonen auf. Bis zu einer Höhe von etwa 2800 m wechseln sich satte, blumenreiche Wiesen und gesunde Mischwälder ab. Die Bäume dieser Zone sind an trockeneren Stellen in den unteren Regionen Douglastannen und Gelbkiefern (Ponderosa pine), an feuchten Stellen und entlang den Flußufern Blaue Stechfichten, verschiedene Pappelarten, Erlen, Birken und Weiden. In den höheren, steinigen und trockeneren Bereichen dieser Zone sind Wacholder und verschiedene Sträucher verbreitet.
Die zweite Zone reicht von 2800 m bis zur Baumgrenze auf 3400 m Höhe. Hier dominieren Nadelbäume wie Engelmannfichten, Weichkiefern und Felsengebirgstannen, deren Wuchs mit zunehmender Höhe immer kümmerlicher wird. Über der Baumgrenze gedeihen nur noch wenige Zentimeter hohe wetterharte, an hochalpine Bedingungen angepaßte Pflanzen wie Kräuter, winzige, meistens farbintensive Bergblumen, Gräser und Flechten. 

Aktivitäten

WANDERN Der Park ist ein sehr beliebtes und entsprechend stark besuchtes Wandergebiet. Einige kürzere Wege sind im Sommer von Erhohlungssuchenden überlaufen. Das 500 km lange Wanderwegnetz ermöglicht es dem einsamen Wanderer jedoch auch in der Hochsaison, auf kaum begangene, sehr lohnende Routen auszuweichen. Das Buch 'Rocky Mountain National Park Trail Guide' von Erick Nilsson beschreibt einen Großteil der Wanderrouten und vermittelt zahlreiche weitere Informationen über den Park.
REITEN Viele Wanderwege dürfen auch mit Pferden benutzt werden. Bei den zwei Reitställen im Moraine Park und Glacier Basin können Pferde mit oder ohne Begleitung gemietet werden. Einige Hotels und Farmer in der Umgebung des Parkes vermieten ebenfalls Pferde.
ANGELN Die kalten Bergbäche und Seen sind nicht sehr fischreich. Für das Angeln auf die vier einheimischen Forellenarten ist eine Lizenz des Staates Colorado erforderlich, die in den Besucherzentren oder Rangerstationen erhältlich ist.
BERGSTEIGEN Der Park umschließt einige Viertausender, die beliebte Sommer- und Winterziele für Bergsteiger sind. Über Routen, Schwierigkeitsgrad, notwendige Ausrüstung und Bewilligungen informieren die Parkranger in den Besucherzentren.
WINTERSPORT Die gebotenen Skilanglaufmöglichkeiten des Parkes werden von vielen Besuchern genutzt. Im Hidden Valley ist ein Skilift für Abfahrtsskiläufer in Betrieb. Um auch im Winter in abgelegene und ruhige Parkregionen zu gelangen, wird vermehrt mit Schneeschuhen gewandert. Motorschlitten sind auf bestimmten Straßenabschnitten auf der Westseite des Parkes zugelassent.
VERANSTALTUNGEN Im Sommer begleiten Parkranger täglich von verschiedenen Ausgangsorten aus Besucher auf kurzen und längeren Wanderungen und auf Tierbeobachtungsexkursionen. Dabei werden interessante und wissenswerte Kommentare zu allen Belangen des Parkes abgegeben. In den Amphitheatern der größeren Campingplätzen werden abends beim Schein eines Lagerfeuers Lichtbildervorträge gehalten. 

Sehenswertes
(Zahlen siehe Karte)

Die beliebteste und bekannteste Autoroute durch den Park ist die Trail Ridge Road , die im Winter wegen des Schnees geschlossen bleibt. Sie ist die Verbindungsstraße zwischen dem östlichen und dem westlichen Parkteil. Ihr höchster Punkt liegt in der Nähe des Fall River-Passes auf 3713 m Höhe. In regelmäßigen Abständen sind Aussichtspunkte angelegt, mit Blick auf die Berge und Täler. Lohnend ist der etwa 1 km lange Lehrpfad durch die alpine Tundra, der beim Rock Cut-Parkplatz beginnt und zum Toll Memorial führt, von wo aus man/frau eine herrliche Rundsicht hat. Eine Alternativstraße zur Trail Ridge Road ist die im Winter ebenfalls geschlossene Fall River Road . Diese unbefestigte, schmale Einbahnstrasse (in Richtung Westen), mit Geschwindigkeitsbeschränkung auf 25 km/h, darf nicht mit Wohnanhängern befahren werden; sie beginnt bei den Chasms-Wasserfällen , führt durch ein bewaldetes Tal und wird zur kurvenreichen Bergstraße, die beim Falls River-Pass endet.
Zwischen dem Glacier Basin und dem Bear Lake verkehren im Sommer kostenlose Busse des Parkes. Beim Bear Lake beginnen beliebte Routen für Tagesausflüge, die an mehreren schönen, von Drei- und Viertausendern umgebenen Bergseen vorbeiführen. Ein etwa 1 km langer Lehrpfad führt um den Bear Lake herum. Weitere Wanderregionen sind das Wild Basin , die Umgebung des Grand Lake und die Region westlich des Moraine Park .

Tierbeobachtung
(Zahlen siehe Karte)

Dickhornschaf beim Sheep Lake.

Die besten Beobachtungsorte für Großsäuger sind die weiten Talböden des Horseshoe und des Moraine Park. Am frühen Morgen und spät abends können Maultierhirsche und Biber beobachtet werden. Im Frühjahr und Herbst gesellen sich Wapiti-Hirsche und Kojoten hinzu.
Östlich des Horseshoe Park liegen die kleinen Sheep Lakes , die von Dickhornschafen aufgesucht werden; die Tiere lecken am mineralhaltigen Uferboden die für sie lebenswichtigen Mineralien.
Auf den Parkplätzen der Trail Ridge Road halten sich regelmäßig Scharen bettelnder und fressender Erd- und Streifenhörnchen, Clark's Tannen-, Grau- und Steller's Häher auf. Die kargen Bergwiesen über der Baumgrenze sind Lebensraum von Murmeltieren und Pikas. Das eine oder andere Murmeltier kann von der Straße aus beobachtet werden.
Am North Fork des Colorado River halten sich am späten Abend und frühmorgens oft Maultierhirsche auf.

Camping

Park-Zeltplatz

Der Moraine Park CG, mit 250 Einheiten, und der Timber Creek CG, mit 100 Einheiten, sowie der Longs Peak-Zeltplatz, mit 30 Einheiten, sind ganzjährig offen. Der Aspenglen, mit 26, und der Glacier Basin CG, mit 152 Einheiten, sind von Juni bis September zugänglich. Von Juli bis Mitte August ist für den Glacier Basin und den Moraine CG wegen des starken Besucherandrangs Reservation erforderlich. Im Hinterland stehen den Wanderern kleine, primitive Zeltplätze zur Verfügung. 

Hotels / Essen

Im Park selbst bestehen keine Unterkunftsmöglichkeiten. Kleine Mahlzeiten sind im Sommer im Trail Ridge Store am Fall River Pass und im Winter im Hidden Valley-Skigebiet erhältlich. In den Ortschaften Estes Park im Osten und Grand Lake im Südwesten stehen zahlreiche, teilweise ganzjährig betriebene Hotels, Restaurants und Lebensmittelgeschäfte zur Verfügung. 

Anreise

Die Großstadt Denver (Colorado) liegt 110 km südöstlich des Parkes; sie verfügt über einen Großflughafen, zahlreiche Autoverleihfirmen, einen Bahnhof und planmäßige Busverbindungen zur Ortschaft Estes Park und in den Nationalpark. Im Sommer werden von Estes Park aus täglich Busrundfahrten in den Nationalpark durchgeführt. 

Klima / Reisezeit

Das Klima wird stark beeinflußt von der hohen Lage des Parkgeländes (2400 bis 4345 m). Im Sommer ist es auf dem 3595 m hohen Fall River Pass auch an sonnigen Tagen kühl; in den unteren Lagen kann es am Tag recht warm werden; die Nächte sind jedoch auch hier kühl. Die Winter sind kalt und schneereich, mit gelegentlichen Stürmen. Hauptbesucherzeit ist Juni bis Oktober, mit großem Andrang im Juli und im August. 

Anschrift / Info

Das Parkhauptquartier am Osteingang des Parkes ist das ganze Jahr offen. Das Moraine-Besucherzentrum, dem ein kleines Museum angegliedert ist, sowie das Informationszentrum am Südwesteingang sind von Frühjahr bis Herbst offen. In der Nähe der Paßhöhe des knapp 3600 m hohen Fall River Pass befindet sich das zweite Besucherzentrum, das nur in der Zeit, in der die Trail Ridge Road schneefrei ist, offen ist, in der Regel von Juni bis Oktober. In den Besucherzentren werden neben den Ausstellungen auch Tonbildschauen und Tonfilme gezeigt.

Headquarters:
Rocky Mountain National Park
Estes Park, Colorado 80517
USA

Links

Rocky Mountains-NP Offizielle Home Page des Nationalparks